Eine Menge starke Leistungen gab es zu bestaunen, als gestern in Vancouver die Eiskunstlauf-Damen ihre Kurzprogramme aufs Eis brachten. Besonders die drei Führenden haben Erstaunliches geschafft und sich bereits mit einigem Punktabstand von den übrigen Damen des Feldes abgesetzt.
Allen voran thront „Queen“ Yu-Na Kim auf Position Nummer 1. Die Koreanerin, die dieser Tage nicht nur durch ihre überragenden sportlichen Leistungen, sondern auch durch ihren mehrfachen Millionenverdienst im letzten Jahr Schlagzeilen machte (Werbeverträge lohnen sich weitaus mehr als Preisgelder), spielte ein äußerst cooles Bond-Girl und lieferte ein lupenreines Kurzprogramm ab. Nervliche Belastung war ihr in keiner Weise anzumerken. Sie erhielt 78,50 Punkte – mal wieder ein Rekord…Da reichte auch eine 3fachLutz-3fach-Toeloop-Kombi, um Mao Asada mit ihrer 3fach-Axel-2Toeloop-Kombi in Schach zu halten, zumal Kims Kombi so brilliant gelang, dass sie ihr mit Pluspunkten insgesamt sogar mehr Punkte einbrachte als Asada für ihre technisch schwierigere Kombi erhielt.
Aber auch Mao Asada zeigte eine astreine Vorstellung. Den 3fach-Axel landete sie mit spielender Leichtigkeit und zeigte auch sonst ein fehlerfreies Programm. Allerdings wirkte sie im Gegensatz zu Kim, die direkt nach ihr aufs Eis musste, sehr viel kindlicher und der Katchatchurian-Walzer eigentlich etwas zu wuchtig für ihre zierliche Person. Verloren hat Asada gegen Kim aber nicht so sehr in den Programmkomponenten, sondern in der technischen Ausführung der Elemente, bei der Kim sehr viel mehr Pluspunkte einheimsen konnte. So liegt die Japanerin momentan mit 73,78 Punkten auf dem zweiten Platz.
Die dritte Starke im Bunde war Joannie Rochette, deren Mutter vor zwei Tagen an einem Herzinfarkt starb, kurz nach der Ankunft in Vancouver, wo sie eigentlich ihre Tochter unterstützen wollte. Die Kanadierin ging trotzdem an den Start. Es war eine eigenartige Szene, als das Publikum die emotional sichtlich mitgenommene und schwarz gekleidete Joannie Rochette mit brüllendem Beifall auf dem Eis begrüßte. Ihre Trauer gab der Kanadierin offensichtlich Kraft – sie lief ein fehlerfreies und unheimlich ergreifendes Kurzprogramm. Wie gut, dass ihre Musik kein fröhlicher Samba wie bei Sarah Meier war, sondern ein ernster Tango, zu dem ihre verzweifelte Miene sogar passte. Mir ging diese Vorstellung sehr unter die Haut. Mit 71,36 Punkten liegt Joannie Rochette nach dem Kurzprogramm auf dem Bronzerang.
Mit einigem Punktabstand folgt auf Platz 4 Miki Ando (64,76 Punkte), deren 3fach Rittberger in der 3Lutz-3Rittberger-Kombi downgegradet wurde. Glück hat sie noch mit ihrem Flip gehabt, der auch nicht auf rückwärts gelandet war, aber anerkannt wurde. Platz 5 und 6 belegen Rachael Flatt (schönes Swing-Programm, aber, um es euphemistisch auszudrücken, sehr eigenwilliger Sprungstil bei den Zackensprüngen) und Mirai Nagasu. Auf Platz 7 liegt Carolina Kostner, die beim Lutz wackelte, auf Platz 8 Alena Leonova, die ebenfalls beim Lutz patzte. Zwischen Platz 4 und Platz 11 beträgt der Punktabstand insgesamt nur wenig mehr als 3,5 Punkte. Hier stehen in der Kür also noch alle Karten offen.
Die deutsche Starterin Sarah Hecken landete eine 3Toeloop-3Toeloop-Kombi, doch der Salchow missglückte völlig. Immerhin konnte Hecken sich mit 49,04 Punkten ganz knapp fürs Finale qualifizieren.
Hier geht es zum Gesamtergebnis des Kurzprogramms. Und die Startreihenfolge für die Kür steht auch schon fest und kann hier eingesehen werden.