Plushenko verliert Startberechtigung

In Vancouver war Plushenko noch in Hochform. Ist seine Wettkampf-Karriere nun doch vorbei?

Diese Nachricht hat mich ziemlich überrascht: Weil Evgeni Plushenko im März und April dieses Jahres an Schaulaufen teilgenommen hat, ohne die erforderliche Genehmigung von seinem Landesverband einzuholen, hat die ISU ihm auf ihrem Juni-Kongress in Barcelona die Startberechtigung für ISU-Wettkämpfe entzogen.

Der Ausschluss des mehrfachen Weltmeisters und Olympia-Siegers von Turin von künftigen ISU-Wettkämpfen erscheint ziemlich hart. Doch laut ISU-Reglement sind die Läufer verpflichtet, für Schaulauf-Events eine Verbandsgenehmigung einzuholen – unter anderem, damit die Läufer nicht Wettkämpfe absagen, um stattdessen an lukrativen Schaulaufen teilzunehmen. Plushenkos Verhalten bedeutet also einen klaren Regelbruch. Hat er den entsprechenden Paragraphen in der Regel einfach kurzfristig vergessen? Oder die Sperre bewusst provoziert, weil er ohnehin nicht länger bei Wettkämpfen starten wollte und so recht elegant die bereits angekündigte Karriereverlängerung bis Sochi umgehen konnte? Böse Zungen behaupten gar, der Russe sei davon ausgegangen, Läufer seines Kalibers müssten sich nicht so streng an die Spielregeln halten.

Die Spekulationen um die Hintergründe der Startsperre reichen umso weiter, da das Verhältnis zwischen Plushenko und der ISU seit Monaten nicht gerade herzlich ist. Nach dem Streit um ein ISU-Lehrvideo, bei dem Plushenkos Kürprogramm von 2006 als negatives Beispiel für läuferische Verbindungselemente herangezogen worden war, folgte die Auseinandersetzung um die Gewichtung zwischen Transitions, läuferischer und künstlerischer Darbietung auf der einen und sportlichen Elementen, insbesondere den Vierfachsprüngen, auf der anderen Seite. Und als Plushenko trotz gelungener 4fach-3fach-Kombi in Vancouver nur auf den zweiten Platz kam und Evan Lysacek ohne Vierfachsprung den Titel gewann, zeigte Plushenko sich als nicht besonders sportlicher Verlierer und kritisierte die Entscheidung mit Nachdruck.

Kurz vor den betreffenden Schaulaufterminen fand in Turin die Weltmeisterschaft statt, bei der Plushenko eigentlich hatte teilnehmen wollen – dann aber verletzungsbedingt zurückzog. Eine Woche später, zum Schaulaufen, war er allerdings schon wieder fit. Das hat die ISU sicherlich nicht besonders entzückt.

Plushenko hat jetzt noch etwa zwei Wochen Zeit, um beim Sportgericht in Lausanne Protest einzulegen. Ich bin gespannt, wie er sich entscheidet. Und ich fände es schade, wenn ein so bemerkenswerter Läufer auf diese Weise aus dem Wettkampfgeschehen ausscheidet. Was meint ihr?

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